Asyl auf Zeit – Menschenrechte in Österreich

Statement bei der
Pressekonferenz der Österreichischen Rechtsanwälte (ÖRAK) am 9.12.2015
Bei der Pressekonferenz des ÖRAK zum
jährlichen Tag der Menschenrechts (10.12.)war ich dieses Jahr von
Anwaltskammerpräsident Dr. Rupert Wolff als Experte zu einem Statement eingeladen.

Mein Statement bei der Pressekonferenz
vom 9.12.2015 habe ich sinngemäß nachträglich in Schriftform
gebracht:
Wenn ich zur geplanten Novelle des
Asylrechts zur Einführung eines „Asyl auf Zeit“ Stellung nehmen
soll, so möchte ich zunächst etwas ausholen.
Ab 1945 hat Europa als Lehre aus den
Erfahrungen mit Faschismus, Krieg und Nationalsozialismus gemeinsam
eine humanistische Grundordnung aufgebaut. Bausteine dieser neuen
Menschenrechtsordnung waren markante Menschenrechtserklärungen. Zu nennen sind vor allem die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte, die die Vereinten Nationen 1948 erlassen haben; die
Europäische Menschenrechtskonvention, die 1950 beschlossen wurde,
sowie die im Jahr darauf angenommene Genfer Flüchtlingskonvention.
Im Jahr 2000 hat sich die Europäische Union eine Grundrechtecharta
gegeben, an deren Beginn die Sätze stehen: „Die Würde des
Menschen ist unantastbar. Sie ist zu achten und zu schützen.“
In all diesen Konventionen ist die
Verhältnismäßigkeit des Staates bei der Ausübung seiner Macht ein
zentrales Element; ein weiteres zentrales Element, das
zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist der staatliche Schutz für schwache Personengruppen. Zu diesen Personengruppen zählen Alte, Kranke,
Kinder und auch Flüchtlinge. Österreich hat dieses neue
Menschenrechtsbewußtsein, das in internationalen Übereinkommen
niedergelegt ist, seit nunmehr 70 Jahren gelebt und einen hohen
Menschenrechtsstandard erreicht. Belege für den hohen
Menschenrechtsstandard sind u.a. ein neuer Umgang mit Kindern, wie er
sich im Familienrecht niederschlägt, die Aufarbeitung der
Heimskandale der letzten Jahrzehnte oder auch die neue
Verwaltungsgerichtsbarkeit, die den Rechtsschutz verbessert hat.
Diese Menschenrechtsordnung steht durch die aktuellen
Diskussionen über den Umgang mit Flüchtlingen erstmals auf einer
ernsten Bewährungsprobe.
Zwei Wege stehen in der aktuellen Diskussion offen:
Der eine Weg besteht in einer
Hysterisierung und Aufbauschung der Probleme, in Abschottung, dies
alles in Verbindung mit dem Abbau der Menschenrechte. Staaten wie
Ungarn, Polen oder die Tschechische Republik gehen derzeit diesen Weg
des Abbaus der Menschenrechte, nicht zuletzt wohl als Auswirkung
einer fehlenden Menschenrechtstradition nach 1945. 
Der zweite Weg besteht darin, die
Menschenrechte auch in schwierigen Zeiten zu verteidigen. Dies war
bisher und sollte auch künftig der österreichische Weg sein.
Das vorbildliche Agieren von Polizei,
Gerichten und Bundesheer in den letzten Monaten zeigt, dass unsere
Behörden der Herausforderung eines hohen Menschenrechtsstandards
auch in angespannten Situationen durchaus gewachsen sind. Dieser
Einsatz für einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen, wie ihn
zuletzt etwa Bundeskanzler und Justizminister im Land, aber auch durch Initiativen auf Europäischer Ebene gezeigt haben, wird in
der Welt anerkannt und von der Europäischen Union u.a. mit
Koordinierungsaufgaben für Österreich honoriert.
Konkret zum Asylbereich hat
Justizminister Brandstetter der Europäischen Union
ein Konzept für ein Europäisches Asylrecht vorgelegt, das
zweifellos in die richtige Richtung geht. Ergänzt werden sollte
dieses Konzept dahingehend, dass europäische Beamte für die
Durchführung des Asylverfahrens zuständig werden sollten. Dadurch
könnte der Umgang mit Flüchtlingen den Launen nationaler Regierungen
und populistischen Auswirkungen lokaler Wahlkämpfe entzogen werden.
Einige wenige Staaten werden das
Flüchtlingsproblem nicht lösen können; ein Kerneuropa, das die
Menschenrechtsstandards verteidigt, sollte dazu aber sehr wohl in der Lage
sein.
Als Beispiel für die positiven Arbeiten auf
lokaler Ebene dient die Familiengerichtsbarkeit. Im
Zuständigkeitsbereich des Bezirksgerichts Meidling beispielsweise bestehen mehrere
Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Für
diese Jugendlichen regelt das Bezirksgericht die Obsorge,
die im Regelfall dem Jugendamt übertragen wird.
Bei einem Arbeitsaufenthalt in Sizilien vor
zwei Jahren konnte ich beobachten, dass diese gerichtliche und
jugendamtliche Fürsorge auch bei kontinuierlich starkem
Flüchtlingszustrom funktionieren kann. An der Südküste Siziliens
kommen täglich hunderte Flüchtlinge an. Innerhalb weniger Tage nach
der Ankunft von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen bestellen
die sizilianischen Gerichte Obsorgebeauftragte für die einzelnen
Jugendlichen, wobei in der Regel Rechtsanwältinnen oder
Rechtsanwälte bestellt werden. Sowohl Bevölkerung als auch Gerichte
und Behörden stützen diesen fürsorgenden Umgang mit Flüchtlingen.
Die nun vorliegende Asylgesetznovelle
ist nicht von ungefähr von Einrichtungen wie dem UNHCR, der
Volksanwaltschaft, dem Österreichischen Rechtsanwaltskammertag oder
dem Land Wien abgelehnt worden. Die geplanten Änderungen erschweren
die Integration, sie verursachen einen ständigen Konflikt des
Asylrechts mit den Grundrechten, insbesondere mit dem Recht auf
Familienleben nach der MRK.
Noch schlimmer aber:
Die Gesetzesnovelle folgt der schon
erwähnten Hysterisierung und sendet an die mit der Vollziehung
beauftragen Beamten das Signal aus, Flüchtlinge zu kontrollieren, zu
sekkieren, zu schikanieren. Die geplante Erschwerung der
Familienzusammenführung, die zum Nachteil der Flüchtlinge einmal
verkürzten, einmal verlängerten Fristen, widersprechen dem bisherigen österreichischen Konsens
eines hohen Menschenrechtsstandards, der in den letzten Jahrzehnten
geschaffen wurde.
Dem Gesetzgeber ist dringend zu raten,
solche Irrwege nicht zu beschreiten.
Oliver Scheiber

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Liberation Art Project – 16.11.2015 um 18.30 Uhr am Bezirksgericht Meidling

  EINLADUNG ZUM VORTRAG MIT DISKUSSION
LIBERATION ART PROJECT

Josef Schützenhöfer
Bezirksgericht
Meidling
1120 Wien,
Schönbrunner Straße 222-228 / Stiege 3 / 5.Stock

Montag, 16. November 2015, um 18.30 Uhr
Anmeldung erbeten: bgmeidling.laedt.ein@gmail.com

Am
Montag, 16. November 2015, um 18.30 Uhr, präsentiert Josef Schützenhöfer am
Bezirksgericht Meidling sein wohl bekanntestes Werk: Das Liberation Art
Project. Der Maler hat die Befreiungskämpfe des Jahres 1945 in der Steiermark
und die Biographien amerikanischer Soldaten recherchiert. Ergebnis waren
Kunstwerke und Einladungen amerikanischer Kriegsveteranen bzw  ihrer Angehörigen nach Graz.
Josef
Schützenhöfer stellt das Projekt in einem Vortrag vor und lädt zur Diskussion
ein. Eintritt frei!
Herbert Nichols-Schweiger, Steirische
Kulturinitiative, über das Liberation Art Project:
Dem viele
Jahre in den USA lebenden Künstler Josef Schützenhöfer fiel bald nach seiner
Rückkehr nach Österreich (1997) das Ortsbild-Monopol der Kriegerdenkmäler für
die Gefallenen der Deutschen Wehrmacht auf, während auf den Monumenten der
US-Soldatenfriedhöfe allen Opfern verschiedener Nationen gedacht wird. Auch sonst
traf er hier auf viele kaum verhohlene Zeugnisse einer nicht bewältigten, meist
1000jährigen Vergangenheit. Wann immer er sie enttarnte, wurde er zum
Störenfried in einer nur mühsam zur Einigkeit geklitterten Gemeinschaft.
Gemeinsam
mit den US-KünstlerInnen Will Contino, Emily Hines und Douglas Hoagg, dem
Literaturwissenschaftler Klaus Zeyringer und der Steirischen Kulturinitiative
gelang ihm im Juni 2011 in Pöllau erstmals eine Skulptur zu realisieren, die
ausdrücklich an die Alliierten-Opfer als Befreier vom Nationalsozialismus in
Österreich erinnert. Dies gelang nicht zuletzt, weil sich an die 200
SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und KunstorganisatorInnen für die
öffentliche Aufstellung der Skulptur in Pöllau, also in der „Provinz“,
einsetzten und einige weitere Schützenhöfer bei einer Erweiterung dieser
Thematik mit anderen künstlerischen Zugängen unterstützten.
Nach den
künstlerischen Antworten und Vorschlägen Josef Schützenhöfers und von ihm
eingeladenen amerikanischen und österreichischen KünstlerInnen (schon 2012 im
GrazMuseum zu sehen), war für die Steirische Kulturinitiative – dem
historischen Verlauf folgend – 2015 die Einladung russischer KünstlerInnen
unerlässlich. Damit erweiterte sich der gedankliche Ausgangspunkt auf das von
der Stalin-Diktatur geprägte Leben der Gefallenen aus der Sowjetunion und
bezieht die auf verschiedenen Ebenen stattgefunden territorialen, staatlichen,
weltanschaulich-ideologischen Entwicklungen ein.
Josef Schützenhöfer über sein
Liberation Art Project: 
Nach 24 Jahren in den USA habe ich mich in den späten 1990er-Jahren
entschlossen, nach Österreich zurückzukehren. Ich wurde in der Oststeiermark
wohnhaft und es gelang mir, für meine Kunstausübung eine kleine Nische
einzurichten. Die amerikanischen Erfahrungen liegen nun in der Distanz, dennoch
habe ich mir einige Dinge und Angewohnheiten bewahrt, die mich durch den
österreichischen Alltag begleiten. Eine Geschichte, die mich besonders mit
meiner Zeit in den Staaten verbindet, ist das LIBERATION PROJECT, das in den
späten 1970er-Jahren in Norfolk, Virginia, seinen Anfang nahm. Damals hatte ich
eine Coverstory im Virginia Pilot gelesen, geschrieben zum 40. Jahrestag eines
Vorfalls, bei dem die U-85, ein deutsches Unterseeboot, vor den Toren Virginias
versenkt wurde und bei dem mit ihr die gesamte Besatzung in den Tod ging. Das
geschah in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1942. Drei Tage später hat man
am Newport-News National Cemetery die 29 ums Leben gekommenen deutschen
Marinesoldaten begraben. Ich besuchte diesen Friedhof 1982 und fand ein
riesiges Areal vor, das sich in einer leicht geneigten Ebene zum Atlantik
hin  ausrichtet. Tausende US-Soldaten
liegen dort bestattet und unter ihnen die 29 Marinesoldaten der U-85. Auf
weißen Marmorsteinen liest man: „J.Fitzgerald Lt. USN“ und knapp
daneben „Herbert Waack, Maschinist, German“. Was ich vorfand hat mich
erstaunt. Die Würde, mit der man damals das Grab des Feindes unmittelbar an das
der eigenen Soldaten legte, hat mich beeindruckt. Dieses Bild hat mich
eigentlich nie verlassen. Es ist über die Jahre etwas verblasst, aber in
Österreich ist es wieder klarer geworden.
Ich lebe jetzt in der Steiermark, genauer in Pöllau. Der Tag beginnt mit
einem Blick aus dem Küchenfenster, wenn die Sonne ihre Wärme über den Wiesberg
bringt. Im Juni 1944 explodierte an dieser Stelle ein amerikanischer
Bomber. Er warf sein technisches Gedärm samt Besatzung ins Tal. Noch im selben
Jahr stürzten zwei weitere Maschinen ab. Bei Kriegsende ging die Zahl der in
der Steiermark abgestürzten bzw. abgeschossenen US-Bomber in die Hundertschaft.
Trotzdem setzten die Alliierten dem Naziregime ein Ende und brachten Österreich
die Befreiung. In Pöllau schmückt jedoch heute kein Wort der Würde die
damaligen Absturzorte. Kein Polizeibericht aus dieser Zeit erwähnt die
Besatzungsmitglieder der „Ramp Tramp“-Maschine. Kein Gemeindeblatt
erzählt von dem am Himmel brennenden „Texarkana Hussy“ Bomber.
Stattdessen kann man ein Lamento hören, das die einheimische Bevölkerung für
die in dieser Zeit erbrachten Opfer anstimmt.
Wenn ich in Pöllau beim lokalen Monument für die Kriegsopfer stehe, kann
ich diverse Namen ablesen, Namen von denen, die in falscher Hoffnung für ein
fremdes Vaterland in der Ukraine oder im Atlantik starben. Es fehlen aber jene
Namen, die man in den Tod deportiert hat, die Widerstand geleistet haben und
dafür getötet wurden, und die Namen jener alliierten Soldaten, die dieses
vom Nationalsozialismus verschmutzte Land befreit haben.
Aus diesem Grund habe ich 2001 das erste Mal an den Pöllauer
Bürgermeister ein Schreiben gerichtet, dass das hiesige Monument nur die halbe
Geschichte und diese fehlerhaft erzählt. Zusätzlich habe ich gefordert, dass
dieses Monument eine Ergänzung, einen Kontrast vonnöten hätte. Es ist zwar
reichlich spät dafür, aber man kann die besagten Namen recherchieren. Also
beginnen wir einmal mit den US-Fliegern, die im Pöllauer Tal umgekommen sind.
Harry Moore, Jimi Rickles, Gordon Thornton, Roy Reneau, James Milnes,
George Stout,
Kenneth Reed, Earl Sullivan,
Donald Haldeman, Andrew Deak, Raymond Hickey, Willard Shell, Donato
Cervasio,
Albert Marchi, David Areleans
1997  …zurück in der EU, überwältigt von der Idylle Pöllau Oststeiermark.
1998 … Idylle verflüchtigt sich,  …Jahn, …Stibor,
Kriegerdenkmal zeigen sich unter der
              dünnen Oberfläche.
2001  …Pöllau: SPÖ Bürgermeister renoviert die Jahnturnhalle,
Beschwerdebrief wegen Jahn
              und Kernstock.
…Brief mit der Forderung, Geschichte
ganz zu erzählen, anders als es der ÖKB (Österreichische Kameradschaftsbund) am
Kriegerdenkmal vormacht, Zugang zum Kriegerdenkmal umzugestalten.
1.      Vorschlag, gemaltes
Wandbild für sowjetische-Befreier, abgelehnt
2.      Vorschlag, Wandbild
für Alliierte Befreier, abgelehnt, es störe die ästhetische Ordnung der
Kirchenanlage.
                 
2003  … Bei Beer u. Karner nachgelesen über Abstürze im Pöllauertal,
3.      Vorschlag für den
Durchgang eingebracht. Abgelehnt: es seien keine Namen von US-Opfern im Tal
bekannt, man wolle die Feinde unserer Väter nicht verherrlicht sehen.
             Augenzeugen auf
umliegenden Höfen befragt, 
             MACR
angefordert, 
2005  … Mit Zuhilfenahme der Gemeindechronik, der MACRs (Missing
Air Crew Reports), des Landesarchivs und der Augenzeugenberichte werden die Absturzstellen
lokalisiert, Ramp Tramp,  T. Hussy, Husslin Hussy,
2007   … Der Besitzer des Hofes Dieterbauer ist an der Geschichte
interessiert und erlaubt die Errichtung eines Delta-Markers an der
Absturzstelle auf seinem Grundstück. Ein Studienkollege vom Maryland
Inst. Houglas Hoagg erstellt einen Plan und ein Rezept für den Bau des
Markers. Die SchülerInnen unter der Leitung von Franz Brugner, 
Hauptschule Kaindorf, setzen die Vorgaben um. Im Mai gibt es eine kleine Aktion
am Hof des Bauern, mit SchülerInnen, LehrerInnen und Gästen wird die
Sache aufgebaut.
2007/08 …es entsteht das Bild des Piloten Harry Moore. Der Vorschlag
einer Schenkung unter Bedingungen wird  eingebracht, der Bürgermeister
lehnt ab, aber die Steirische Volkspartei hat Interesse am Bild und erwirbt es für
ihre Grazer Parteizentrale. Meine Zusatzbedingung zum Vrkauf des Bildes ist es,
einem ehemaligen Crewmitglied  der TH  eine Reise nach
 Pöllau zu ermöglichen.  Dr. Robert Otto (Crew member TH) wurde
in der Grazer Parteizentrale der ÖVP empfangen und verbrachte eine Woche mit
Familienangehörigen in Pöllau.
2008   … Andreas Meschuh von Media Art Graz beginnt mit einer
filmischen Dokumentation.
2008  … es gibt nun Medienberichte, es erfolgt die Mobilmachung
des ÖKB (Kameradschaftsbund)-Pöllau und die Generalsanierung des Denkmals. Die
Steirisch Kulturinitiative nimmt sich unseres Projektes an,
 weiters beginnt der Germanist Klaus Zeyringer Verhandlungen mit dem
neugewählten Bürgermeister, auch Herbert Nichols von der Steirischen
Kulturinitiative nimmt aktiv an den Gesprächen mit dem Bürgermeister und ÖKB
teil. Klaus Zeyringer gründet gemeinsam mit Gerhardt Ruiss ein Unterstützungskomitee.
2008/09 … Es entsteht das Bild Liberation of Austria-1945 (Von der
Dunkelheit ins Licht,  eine Art Nachhilfe in Geschichte für den Österreichischen
Kameradschaftsbund).
2010      … Gemeinsame USA-Reise mit  Filmer A. Meschu. Die Steirische
Kulturinitiative  spricht eine Einladung an
ein weiteres Crewmitglied der TH aus und finanziert dessen Reise
nach und den Aufenthalt in Österreich: William Sutton besucht uns im
Oktober.
Vorträge am Österreichischen Kulturforum in New York , MICA, an der Towson
State Uni und Alfred Uni in den USA, 
2011      … Mit Hilfe von K. Zeyringer und der
Steirischen Kulturinitiative gelingt es, einen temporären Stellplatz für den
Liberation Marker zu sichern. Für die Planung und Konstruktion werden der Bildhauer
Douglas Hoagg, die bildende Künstlerin Emily Hines und
der Maler/Druckgraphiker W. Contino nach Ö. eingeladen. Gemeinsam bauen
wir den Marker. Die ST.K. I. (Steirische Kulturinitiative) unterstützt uns
weiterhin. Im Juni steht der Marker an seinem vom Bürgermeister bestimmten Platz.
In den Folgewochen wird das Objekt mehrere Male beschädigt. Anzeige bei der Polizei,
deren Meinung: das Objekt habe einen Konstruktionsfehler. Ende November wird
der Marker abgebaut.
2012     … Im Stadtmuseum Graz findet die Ausstellung
„Liberation continued“ statt, der Marker wird am Schlossbergplatz in
Graz aufgestellt. Joachim Baur und B. Edlinger richten eine Sammelstelle für
die „Library of Friendship ein“, weiters sind in der Ausstellung Leo
und Ruth Grond, Dough Hoagg, W. Contino, Simon Brugner und K.Zeyringer
zugegen. 
Juni… Kl. Zeyringer organisiert eine Veranstaltung im Pöllauer
Schloss, Vortragende sind der Historiker Hoffman und Peter Huemer mit „Der
rot-weiß-rote Weg“. Bei dieser Gelegenheit wird der Liberation Marker ohne
Genehmigung im Kontrast zum Kriegerdenkmal aufgestellt.
Eine Protestwelle folgt, der Pfarrgemeinderat sieht sich vom
„Blechhaufen“ bedroht und fordert dessen Entfernung. Die
Gemeinde rückt das Objekt aus der zentralen Lage ins Eck der Anlage
und droht mit einer Besitzstörungsklage, kurz danach wird das Objekt mit
Farbe beworfen. Es erfolgt der Abbau.
2012 August … gemeinsam mit Joachim Baur wird die „Library of
Frienship“ an der Alfred Uni  installiert.
Oktober  … es erscheint das Buch „Liberation in
Progress“, Herausgeber Herbert Nichols ST.K.I,/Simon Brugner.
Dez. … „Liberation continued“ wandert nach Maribor ins
Literaturzentrum, organisiert von
K. Zeyringer.
                 
  
2014   …   Am 8. Mai 2014 ist das Liberation-Projekt Thema
in der ORF Sendung „Im Gespräch“ von Renata Schmidtkunz. Zeitgleich
erfolgt die Anbringung einer Erinnerungstafel für Frau Spiess und ihre beiden
Söhne, die von einer SS-Einheit am 
9. Mai 1945 im Pöllauertal ermordet wurden, neben dem Kriegerdenkmal. Die
Gemeinde lässt die Tafel sofort entfernen.
2015   …  Ausstellung im Stadt Museum Graz: „Liberation
continued“. Es gelingt mit Hilfe der ST.K.I. neben einer US-Künstlerin die
Künstler Gosha Ostretsov, Georgy Litichevsky, Sergey Kishchenko und die
Künstlerin Ludmilla Konstantinova aus Russland einzuladen, sie alle steuern
themenbezogene Arbeiten bei.
Eine Kurzversion der filmischen Arbeit „Der Preis der
Freiheit“ von A. Meschuh wird im Graz Museum gezeigt. Mein Beitrag
„Der Österreichische Kameradschaftsbund beim Kranzrollwettbewerb in
den Ardennen“ taucht in der Berichterstattung auf und ist der Auslöser für
eine Schmieraktion an meinem Wohnhaus und an meinem PKW. Der
Täter signiert mit „Nazi“, wir erstatten Anzeige. Die
Beamten lassen uns wissen, dass sie den Täter nicht finden werden, da
wir die Tat schon in den Medien publik gemacht hätten. Herbert Nichols
organisiert eine Plakataktion zu den Vorfällen in Pöllau.
Klaus Zeyringer plant zusammen mit Simon Brugner eine Fortführung der
Plakataktion.
Alexia Stuefer von der
Menschenrechts-NGO Amira übernimmt meine Rechtsvertretung nach dem Vandalenakt.
Georg und Renate Kury
von den Grünen in Pöllau beantragen die Entfernung der Stibor-Gedenktafel  (NSDAP- Bürgermeister Josef Stibor) im
Gemeinderat.

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Schützenhöfer vor Gericht – Vernissage am 19. Oktober 2015

„Schützenhöfer vor Gericht“
Eine Werkschau am Bezirksgericht Meidling.

Einladung zur Vernissage am Bezirksgericht Meidling am Montag, 19. Oktober 2015 um 18.00 Uhr
„Schützenhöfer vor Gericht“ – den Titel der Ausstellung hat Josef
Schützenhöfer selbst gewählt und damit gleich einen seiner Persönlichkeitszüge
offengelegt: die feine Ironie, den spitzbübischen Humor. Schützenhöfer vor
Gericht – das hat sich schon so mancher gewünscht, dem der Künstler mit seiner
Hartnäckigkeit lästig geworden ist.
Josef Schützenhöfer, 1954 in Vorau in der Steiermark geboren, ist Anfang
der 1970er-Jahre der Enge Österreichs in die USA entflohen, hat dort rund
zwanzig Jahre verbracht, ehe er Mitte der 1990er-Jahre nach Österreich
zurückkehrte. Er lebt nun in Pöllau, wo er künstlerisch arbeitet, aber auch
zivilgesellschaftlich so markant tätig ist, dass man es bis Wien und weit
darüber hinaus hört und sieht.
Als Vorsteher dieses Gerichts hat mich das an Jahrestagen reiche Jahr
2015 schon länger beschäftigt. 2015 ist es 70 Jahre her, dass Österreich vom
Nationalsozialismus befreit wurde. Der österreichische Staatsvertrag liegt 60
Jahre zurück, der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 20 Jahre. Die
lange Zeit des Friedens und der Demokratie, das Ankommen Österreichs im
gemeinsamen Europa, soll Anlass sein, sich zu freuen, die hellen und dunklen
Seiten des Landes zu reflektieren, zurückzublicken und vorauszuschauen. Als ich
verschiedene Konzepte überlegte, um dieses Republiksjubiläum am Gericht zu
thematisieren, stieß ich auf Josef Schützenhöfer, dessen Wirken mir seit Jahren
immer wieder in den Medien begegnet war. Und schnell war mir klar: das Werk
Josef Schützenhöfers passt perfekt in den Kontext der Justiz wie auch zu einer
Feier von Befreiung und Demokratie. Dass nunmehr eine so große Ausstellung
gelungen ist, ist der Großzügigkeit der ausleihenden Institutionen und Personen
zu verdanken, in erster Linie aber dem Engagement und der Begeisterung des
Künstlers für dieses Projekt in einem Gerichtsgebäude.
Josef Schützenhöfer hat das Jahr 1945 unbeugsam und seit langem als Jahr
der Befreiung Österreichs benannt, als es von den meisten noch als Beginn einer
Besatzungszeit (fehl)bezeichnet wurde. Das Liberation Art Project ist eine
außerordentliche Verbindung von geschichtlicher Recherche und künstlerischer
Umsetzung. Josef Schützenhöfer hat den Kampf und Kriegseinsatz der alliierten
Verbände zur Befreiung seiner Heimatregion recherchiert, hat Schicksale
nachvollzogen, Erinnerungskunst geschaffen und Befreiungskämpfer und ihre
Angehörigen nach Österreich eingeladen. Er hat dazu beigetragen, die
amerikanischen, britischen, französischen und russischen Soldaten endlich als
Befreier zu sehen und die Befreiung im Jahr 1945 als etwas,  das Österreich mit Frankreich, Russland, den
USA und dem Vereinigten Königreich für alle Zeiten freundschaftlich verbinden
soll. Dem Liberation Art Project wird in dieser Ausstellung der ihm zukommende
breite Raum eingeräumt.
Josef Schützenhöfer, das zeigt sich im Liberation Art Project wie auch
in anderen Arbeitsbereichen, ist nicht nur Künstler, sondern auch Aufklärer.
Immer recherchiert er akribisch, um dann zu berichten und je nach Sachlage auch
zu fordern. Seine Informationen stammen nie aus zweiter Hand – immer ist er
selbst vor Ort, sei es bei der Recherche in Museen, sei es vor Ort malend,
mitten unter den Arbeiterinnen und Arbeitern in der Werkstätte von Steyr
Daimler Puch oder Siemens. So empathisch der Künstler sich den schweren
Lebenswegen der Benachteiligten annähert, so beißend kann der Spott sein, den
er über Mächtige, über politische Zyniker und Wirtschaftskriminelle ausgießt.
Die Kreativität Josef Schützenhöfers hat Breite und Fülle, sie reicht für feine
Zeichnungen, imposante Gemälde, für präzise Sätze im Gespräch und Poetik in
seinen Texten.
Josef Schützenhöfer verkörpert eine Weltoffenheit, wie wir sie in
Österreich viel zu selten, zuletzt aber öfter erleben können. Er ist in den USA
wie in Europa zu Hause, er blickt permanent über den Tellerrand und muss so
fast täglich in den Konflikt mit der kleinen Welt geraten. Der Bürger
Schützenhöfer ist einer, der nachdenkt und nachfragt, mit dessen Direktheit
Behörden oft nicht umgehen können. Wo er auf Dummheit und Bosheit stößt, dort
hält er den Autoritäten den Spiegel vor.
Bei den Themen ist Josef Schützenhöfer immer am Puls der Zeit: er malt
Flüchtlinge und er portraitiert Bettler, wenn diese von der Gesellschaft herabgewürdigt
werden. Seine künstlerische Breite ist aus den Portraits des früheren
Bundespräsidenten Klestil erkennbar; ein Bild wurde für die Hofburg angekauft.
Doch auch wenn er für die Hofburg malt wird seine Kunst nicht elitär. Josef
Schützenhöfer malt unter den Menschen und er stellt bevorzugt dort aus, wo sich
eine möglichst bunte Menge von Menschen bewegt.
       

So bildet diese Werkschau nun das Herzstück der Veranstaltungen dieses
Gerichts zum Republiksjubiläum. Josef Schützenhöfer hat eine Reihe von
Themenabenden zu Befreiung, Flucht, Nachkriegsjustiz, Polizei und Europa
mitkonzipiert, die im Laufe der Ausstellungszeit stattfinden. Ausstellung und
Themenabende sollen ein Ganzes ergeben. Die Veranstaltungsserie will ein
Zeichen der Öffnung der Justiz zur Gesellschaft sein, sie steht für den Wunsch
nach der Begegnung mit der Zivilgesellschaft, für die große gemeinsame
Anstrengung, die Demokratie zu festigen, Benachteiligte zu stärken und allen
Menschen einen einfachen Zugang zum Recht zu garantieren. Die Kunst Josef
Schützenhöfers liefert auf diesem Weg in ihrer Zugewandtheit zum Menschen die
beste Orientierung.

Oliver Scheiber

_________

Das Bezirksgericht Meidling und das Bundesministerium für Justiz starten am 19.10.2015 eine Veranstaltungsserie zum Republiksjubiläum: 70 Jahre sind seit der Befreiung Österreichs vergangen, 60 Jahre seit Unterzeichnung des Staatsvertrags und 20 Jahre seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union.
Am 19.10.2015 um 18 Uhr findet die Vernissage zur großen Ausstellung des Malers Josef Schützenhöfer statt. Die Ausstellung ist bis Ende Mai 2016 zu sehen. Josef Schützenhöfer ist einer der bemerkenswertesten Künstler Österreichs. In der Tradition des narrative painting bearbeitet Schützenhöfer verschiedenste Themenbereiche, die sich mit den Anliegen der Veranstaltungsserie decken: Befreiung, Demokratie, Flucht, Autoritäten, geschichtliche Wahrheit, Zivilgesellschaft. Josef Schützenhöfer hat seine Kindheit und Jugend in der Steiermark und in Wien verbracht – mit einer starken Anbindung an den Bezirk Meidling. Anschließend lebte er rund 20 Jahre in den USA, ehe er nach Österreich zurückkehrte. Er lebt nun in Pöllau in der Steiermark.
Das Liberation Art Project hat überregional Beachtung gefunden: Josef Schützenhöfer hat die Wochen der Befreiung in Pöllau im Jahr 1945 recherchiert, die Namen alliierter Soldaten erhoben und ein Kunstobjekt zum Gedenken an die Befreiung geschaffen (es wurde von unbekannten Tätern mehrmals beschädigt und ist nun  am Gericht zu sehen). Josef Schützenhöfer hat sich außerdem intensiv mit der Lebenswelt der Arbeiterinnen und Arbeiter auseinandergesetzt und auch direkt in Fabriken gemalt. Er ist zudem der Urheber des offiziellen Portraits des verstorbenen Bundespräsidenten Thomas Klestil.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei der Vernissage oder bei den diversen Begleitveranstaltungen der nächsten Monate. Alle Informationen finden Sie hier.
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Finissage von boatpeople: Bundesrichter Thomas Fischer im Gespräch mit Florian Klenk

Falter-Chefredakteur Florian Klenk führte zum Abschluss der Ausstellung boatpeople am 29.9.2015 ein Gespräch mit dem deutschen Bundesrichter und ZEIT-Autor Thomas Fischer.
Fischer geht in seiner Kolumne in der ZEIT mit der Justiz, aber auch mit Gesellschaft und Politik mitunter hart ins Gericht. Seit Jahresbeginn 2015 schreibt er jede Woche einen Kommentar für die Online-Ausgabe der ZEIT über Themen, die ihn bewegen: die Flüchtlingsströme, den Umgang mit der deutschen Vergangenheit, die Praxis der Strafjustiz. Die gesammelten Texte erscheinen demnächst als Buch („Im Recht“, Thomas Fischer). Durch seine Kommentare hat Fischer in Deutschland breitere Bekanntheit erlangt. In Fachkreisen war er schon bisher als Verfasser des maßgeblichen Kommentars zum deutschen Strafgesetzbuch bekannt.
Im Gespräch zeigte sich Fischer im Ton verbindlicher – ohne von seinen Kernaussagen abzuweichen. Mit kleinen, unbegabten, ungebildeten Dieben und Räubern mache die Justiz kurzen Prozess, in effizienten Verfahren würden harte Strafen verhängt, so Fischer. Ganz anders sei das bei der Wirtschaftskriminalität – da ginge im Verfahren wenig voran. Man könne Tatbestände jahrzehntelang problemlos anwenden – sobald eine hochrangige Persönlichkeit betroffen ist, werde von vielen auf einmal die Verfassungsmäßigkeit des Tatbestands in Frage gestellt, so Fischer. Man sehe dies an der Diskussion um den Untreuetatbestand des deutschen Strafgesetzbuches.
Mehr als 60 Besucherinnen und Besucher waren zu der in Kooperation mit SOS-Mitmensch und der Zeitschrift falter organisierten Veranstaltung gekommen.

Mein Dank gilt den Kooperationspartnern und Moderatorinnen und Moderatoren der Begleitveranstaltungen, vor allem aber dem Fotografen Markus Thums: eines seiner Flüchtlingsportraits hat Justizminister Brandstetter privat angekauft und bereits im Ministerbüro aufgehängt.

vlnr: Oliver Scheiber, Thomas Fischer, Florian Klenk

Bildübergabe im BMJ (vlnr): Markus Thums,
Justizminister Brandstetter, Oliver Scheiber

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2. Begleitveranstaltung zu boatpeople: Best practices der Flüchtlingsaufnahme

Vom 13.8. bis 29.9.2015 war die Ausstellung boatpeople am Bezirksgericht Meidling zu sehen – der Wiener Fotograf Markus Thums hatte Portraits von in Wien lebenden Flüchtlingen, die mit Booten das Mittelmeer überquert hatten, angefertigt. Die Ausstellung wurde von drei Abendveranstaltungen umrahmt.

Am 22.9. begrüßte Maria Sterkl (Der Standard, Die Zeit) VertreterInnen von Initiativen, die sich in der Arbeit mit Flüchtlingen bewährt haben. Mahsa Ghafari stellte den Verein Flucht nach vorn vor – Jugendliche aus Wien gehen auf Flüchtlinge zu und unternehmen gemeinsam Freizeitaktivitäten. Der Verein hat den Ute-Bock-Preis 2015 von SOS Mitmensch erhalten.
Für das Wohnhaus Sidra des Arbeiter-Samariterbunds war dessen Leiterin Anita Fahrmann-Foidl gekommen. Das Wohnhaus beherbergt 30 minderjährige Flüchtlinge und unterstützt sie in der ersten Zeit in Österreich. Das Wohnhaus befindet sich in Meidling nahe der Philadelphiabrücke.
Dritter Gast war der Bürgermeister der burgenländischen Gemeinde Neudörfl, Dieter Posch. Er berichtete, dass seine Gemeinde seit mehr als 25 Jahren Flüchtlinge aufnehme. Die Gemeinde bemühe sich um aktive Integrationsmaßnahmen, so entfalle für Flüchtlinge die Gebühr für den Besuch des Kindergartens. Dieser Ansatz erfahre breite Unterstützung in der Bevölkerung, auch wenn immer wieder Skepsis auftauche. Das Neudörfler Beispiel stehe aber mittlerweile für eine aktive Aufnahme- und Integrationspolitik zahlreicher Gemeinden Österreichs.

Rund 40 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, nach der Veranstaltung auch die Ausstellung zu besuchen.

Vlnr: Dieter Posch, Anita Jahrmann-Foidl, Mahsa Ghafari, Moderatorin Maria Sterkl

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