Alle Beiträge von Oliver Scheiber

Filmpräsentation: Der Einzelkämpfer – Zwei Veranstaltungen mit dem Untersuchungsrichter des Auschwitzprozesses Heinz Düx und dem Filmemacher Wilhelm Rösing

Die Direktorin der Volkshochschule Meidling Mag.a Nicolette Wallmann
und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling Dr. Oliver Scheiber laden ein:
Der Auschwitzprozess:
Untersuchungsrichter Heinz Düx zu Gast in Wien
Filmpräsentation und Diskussion
Dienstag, 23. Oktober 2012, 18.30 Uhr
am Bezirksgericht Meidling
(1120 Wien, Schönbrunner Strasse 222-228, Stiege 3, 5. Obergeschoß – U4 Meidling Hauptstrasse, Ausgang Ruckergasse)

Mittwoch, 24. Oktober 2012, 9.00 Uhr
Volkshochschule Meidling-Campus Längenfeldgasse
(1120 Wien, Längenfeldgasse 13-15)
1963
begann in Deutschland der erste Prozess zu den Verbrechen, die im
Vernichtungslager Auschwitz begangen worden waren. Zum Zustandekommen
dieses Prozesses hat der Untersuchungsrichter Heinz Düx wesentlich
beigetragen, indem er im Ermittlungsverfahren durch genaue Vernehmungen
die Struktur des Konzentrationslagers und den verbrecherischen Charakter
der NS-Herrschaft offen gelegt hatte. In späteren Jahren setzte sich
Heinz Düx als vorsitzender Richter eines Zivilgerichts für die
Wiedergutmachungs- und Entschädigungs­ansprüche von Verfolgten des
NS-Regimes ein.
In
der mehrheitlich in den Nationalsozialismus verstrickten Richterschaft
war und blieb Heinz Düx freilich ein Außenseiter. Der Dokumentarfilmer
Wilhelm Rösing hat in seinem neuesten Werk die außergewöhnliche
Richterpersönlichkeit Heinz Düx in ihren Facetten dargestellt.
Zur
Präsentation des Films kommen Wilhelm Rösing und Heinz Düx nach Wien
und stehen im Anschluss an die Filmaufführung für die
Publikumsdiskussion zur Verfügung.

1.) Dienstag, 23. Oktober 2012, 18.30 Uhr
am Bezirksgericht Meidling


Filmpräsentation: Der Einzelkämpfer – Richter Heinz Düx
 (Ein Film von Wilhelm Rösing; 2011, 79 min.)

Eröffnung: Mag.a Terezija Stoisits, Volksanwältin


Podiumsdiskussion:

Heinz Düx, Untersuchungsrichter im deutschen Auschwitzprozess
Wilhelm Rösing, Regisseur, Dokumentarfilmer

Moderation: Christa Zöchling, profil

Anmeldung erforderlich: vorstand.meidling@justiz.gv.at od. tel 01-8158020232




2.) Mittwoch, 24. Oktober 2012, 9.00 Uhr
Volkshochschule Meidling-Campus Längenfeldgasse


Filmpräsentation: Der Einzelkämpfer – Richter Heinz Düx
 (Ein Film von Wilhelm Rösing; 2011, 79 min.)

Podiumsdiskussion:
Heinz Düx, Untersuchungsrichter im deutschen Auschwitzprozess
Wilhelm Rösing, Regisseur, Dokumentarfilmer

Moderation: Ina Zwerger (ORF)


Veranstalter: Die Wiener Volkshochschulen GmbH und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling.
Wir danken der Bezirksvertretung Meidling für die Unterstützung.

 

Friedensnobelpreis für die Europäische Union

Bald 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gerät bei den Menschen in Vergessenheit, was am Anfang der Europäischen Idee stand: die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland, die Sicherung eines dauerhaften Friedens. Umfragen zeigen, dass etwa in Österreich nur mehr wenige Menschen den Friedensgedanken mit der Europäischen Union verbinden. Und doch ist die gelungene Friedenssicherung, der Abbau der Grenzen zwischen Ländern und in den Köpfen, die Schaffung einer gemeinsamen Identität die historische Leistung der Union, ihrer Gründerväter und ihrer Entwickler. 
Die heutige Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union ist daher ein wichtiges Signal zum richtigen Zeitpunkt. Die Kritiker Europas und der Preisverleihung vergessen, dass die Alternative zur Union die Rückkehr zum Nationalismus und zu Spannungen und Kriegen wäre. Man denke nur an die Balkanstaaten: ihre einzige (Friedens)Perspektive ist der Eintritt in das gemeinsame Europa.
Die Union ist aber nicht nur Friedens-, sondern auch Demokratie- und Zivilisationsprojekt. Ja, die Demokratisierung der Organe der Union muss weitergehen. Bereits jetzt ist das Europäische Parlament jedoch beispielgebend was das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit seiner Abgeordneten und die Qualität seines Rechtsdienstes betrifft. Die Union geht den Mitgliedstaaten bei der Einbindung der Zivilgesellschaft in die politische Diskussion voran. Die Legislativprozesse der Union erfolgen unter breiter Einbindung beteiligter Interessensgruppen und der Wissenschaft. Die eben beschlossene neue Opferschutzrichtlinie ist da nur ein Beispiel unter vielen Hunderten. Österreich kann durchaus zufrieden sein: mit Franz Fischler, Johannes Voggenhuber, Otmar Karas und Hannes Swoboda hat es in den letzten zwei Jahrzehnten gleich mehrere Personen nach Brüssel entsandt, deren Stimme dort Gewicht hat. 
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„Das Norwegische Nobelkomitee hat entschieden, dass der
Friedensnobelpreis 2012 an die Europäische Union (EU) vergeben wird. Die
Union und ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte zur Förderung von
Frieden und Versöhnung beigetragen. Seit 1945 ist diese Versöhnung
Wirklichkeit geworden. Das furchtbare Leiden im Zweiten Weltkrieg zeigte
die Notwendigkeit eines neuen Europa. Über 70 Jahre hatten Deutschland
und Frankreich drei Kriege ausgefochten. Heute ist Krieg zwischen
Deutschland und Frankreich undenkbar. Das zeigt, wie historische Feinde
durch gut ausgerichtete Anstrengungen und den Aufbau gegenseitigen
Vertrauens enge Partner werden können. 
In den achtziger Jahren sind Griechenland, Spanien und Portugal der EU
beigetreten. Die Einführung der Demokratie war Voraussetzung für ihre
Mitgliedschaft. Der Fall der Berliner Mauer machte den Beitritt möglich
für mehrere zentral- und osteuropäische Staaten. Dadurch wurde eine neue
Ära der europäischen Geschichte eingeleitet. Die Teilung zwischen Ost
und West ist in weiten Teilen beendet. Die Demokratie wurde gestärkt.
Viele ethnisch bedingten Konflikte wurden gelöst.
Die Aufnahme von Kroatien als Mitglied im nächsten Jahr, die
Einleitung von Aufnahmeverhandlungen mit Montenegro und die Erteilung
des Kandidatenstatus an Serbien wird den Prozess der Aussöhnung auf dem
Balkan voranbringen. Im letzten Jahrzehnt hat auch in der Türkei die
Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft Demokratie und Menschenrechte in
diesem Land gefördert.
Die EU erlebt derzeit ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten und
beachtliche soziale Unruhen. Das Norwegische Nobelkomitee wünscht den
Blick auf das zu lenken, was es als wichtigste Errungenschaft der EU
sieht: den erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für
Demokratie sowie die Menschenrechte; die stabilisierende Rolle der EU
bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des
Friedens.
Die Arbeit der EU repräsentiert ‚Bruderschaft zwischen den Nationen‘
und entspricht einer Form von ‚Friedenskongress‘, wie Alfred Nobel dies
als Kriterium für den Friedenspreis 1895 in seinem Testament umschrieben
hat.“
 

Catania

Die Bekanntheit Catanias, der zweitgrößten Stadt Siziliens, bleibt hinter der Schönheit der Stadt zurück. Die prunkvollen Plätze und Paläste der Stadt in Verbindung mit der Offenheit und Anmut der Einwohner machen Catania zu einer der angenehmsten Städte Europas. Die Piazza del Duomo ist schlicht überwältigend, die Piazza Mazzini, die Piazza Bellini und die Via Etnea hinterlassen ebenfalls Eindruck. Über das ganze Stadtgebiet verteilt findet man elegante Cafés und Bars mit einer Auswahl exquisiter Getränke und Süßspeisen. Die Lebendigkeit der Stadt vermittelt trotz der Randlage in Europa Weltoffenheit. Am schönsten wohnt der Gast im Herzen der Stadt, direkt am Domplatz im Hotel Centrale Europa etwa, oder am Teatro Bellini in einer der geschmackvoll ausgebauten Wohnungen von Peppino Art & B. Wer ein unverfälschtes Italien erleben möchte, wird im Ristorante Il Borgo di Federico im Schatten des behutsam restaurierten Castello Ursino sein Glück finden und sich für die Ausflüge in die nicht minder wundersame Umgebung der Stadt stärken – auf den Ätna etwa oder zum Lido dei Ciclopi

Franz Vranitzky 75

Franz Vranitzky, österreichischer Bundeskanzler von 1986 bis 1997, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Vranitzky löste 1986 die Koalition mit der FPÖ, als Jörg Haider zum freiheitlichen Parteichef gewählt wurde. In den folgenden Jahren führte er das Land gemeinsam mit seinem Vizekanzler Erhard Busek in die Europäische Union. Als erster (!) österreichischer Regierungschef reiste er 1993 nach Israel und brach dort mit der Opferthese Österreichs. Der sensible Umgang mit der Vergangenheit Österreichs, die kompromisslose Abgrenzung zur extremen Rechten und die Europäisierung des Landes sind Vranitzkys bleibende Verdienste. Vranitzky war der bisher letzte Staatsmann im Bundeskanzleramt; 1995 erhielt er den Internationalen Karlspreis, die höchste politische Auszeichnung Mitteleuropas.  
Am 10. Juni 1993 sprach Franz Vranitzky vor der Hebräischen Universität von Jerusalem unter anderem die folgenden Worte:
… Es gab jene, die mutig genug waren, dem Wahnsinn aktiv Widerstand zu leisten oder versuchten, den Opfern zu helfen und dabei ihr eigenes Leben riskierten. Aber viel mehr gliederten sich in die Nazi-Maschinerie ein, einige stiegen in ihr auf und gehörten zu den brutalsten und scheußlichsten Übeltätern.
Wir müssen mit dieser Seite unserer Geschichte leben, mit unserem Anteil an der Verantwortung für das Leid, das nicht von Österreich – der Staat existierte nicht mehr –, sondern von einigen seiner Bürger anderen Menschen und der Menschheit zugefügt wurde. Wir haben immer empfunden und empfinden noch immer, dass der Begriff „Kollektivschuld“ auf Österreich nicht anzuwenden ist. Aber wir anerkennen kollektive Verantwortung, Verantwortung für jeden von uns, sich zu erinnern und Gerechtigkeit zu suchen.
Wir teilen die moralische Verantwortung, weil viele Österreicher den Anschluss begrüßten, das Naziregime unterstützten und bei seinem Funktionieren halfen. Wir dürfen jene nicht vergessen, die unaussprechliche Schicksale erlitten, wir dürfen jene nicht vergessen, die dieses Leiden verursachten, und wir dürfen jene nicht vergessen, die Widerstand leisteten.
Wir bekennen uns zu allem, was in unserer Geschichte geschehen ist und zu den guten und schlechten Taten aller Österreicher. So wie wir für unsere guten Taten Kredit fordern, müssen wir für unsere schlechten um Verzeihung bitten –  um die Verzeihung jener, die überlebt haben, und um die Verzeihung der Nachfahren der Opfer. …
Foto: Manfred Werner
http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Tsui

Cooperativa Prospettiva: Communità mit Kino

Als Communità werden in Italien Wohngemeinschaften für Jugendliche bezeichnet, die im wesentlichen zwei Funktionen erfüllen: zum einen nehmen sie Jugendliche auf, die auf Grund verschiedenster Umstände ihre Familien verlassen haben oder vom Gericht aus ihrem Familienverband gelöst wurden (etwa bei familiärer Gewalt oder nach sexuellem Missbrauch). Zum anderen bilden die Communità im Jugendstrafverfahren eine Alternative zur Haft. Anstatt über einen Jugendlichen die Untersuchungs- oder Strafhaft zu verhängen, kann das Jugendgericht mit Zustimmung der Jugendlichen die Einweisung in eine Communità anordnen.

Die Cooperativa Prospettiva ist ein Beispiel einer solchen Communità. Die Cooperative liegt am Stadtrand von Catania, im eingemeindeten Viertel von San Giovanni Galermo; dort, wo Catania sich an den Ätna anlehnt und die schöne Straße auf den Vulkan ihren Anfang nimmt. Seit 30 Jahren finden Jugendliche in der Cooperativa Rückhalt und Begleitung. Derzeit wohnen hier 12 Jugendliche. Viele haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen versuchen, den Jugendlichen eine Brücke in die Zukunft zu bauen. Schon vor Jahren hat die Einrichtung ihre Infrastruktur – Werkstätten, Sportplatz, Kinderraum, Open-Air-Kino – für die Bevölkerung des umliegenden Wohngebiets geöffnet; das erklärt die hohe Akzeptanz der Einrichtung in der Umgebung.