Ich habe den großartigen Film „Murer – Anatomie eines Prozesses“ von Christian Frosch heute zum 2. Mal gesehen und bin genau so verstört wie nach dem ersten Sehen. Die kompakte Konfrontation mit Fakten, die man kennt, filmisch gut aufbereitet, ist schwer zu ertragen.Was mich besonders beschäftigt: auch in der vierten Generation ist Österreichs Rolle nicht wirklich gut verarbeitet. Kaum ein Schulkind kennt Simon Wiesenthal, dabei sollte doch jede/r ihn und seine Verdienste kennen. Und die wenigsten der Österreicher*innen, die einetädtereise nach Vilnius machen, wissen um die Massenmorde, die dort unter österreichischer Federführung begangen wurden. Von 80.000 Bewohner*innen des Ghettos haben 600 überlebt. Einer der Haupttäter wurde 1963 unter dem Gejohle der Bevölkerung in Graz freigesprochen.
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