Erklärung zur Benennung einer Wiener Schule nach Friedrich Zawrel

Vergangene Woche wurde die Mittelschule in der Hörnesgasse im 3. Wiener

Gemeindebezirk
nach Friedrich Zawrel benannt. Friedrich Zawrel ist 2015


verstorben.
Er war Überlebender des NS-Euthanasieverbrechens „Am


Spiegelgrund“.
Sein Leben wird durch ein falsches und


menschenverachtend
formuliertes Gutachten von Heinrich Gross geprägt,
den er später als ehemaligen
Arzt in der NS-Tötungsklinik überführte. Friedrich Zawrel


wurde an
seinem Lebensabend zu einem der gefragtesten Zeitzeugen


Österreichs.
Unzählige Schulklassen konnte er für die Gefahren


autoritärer
Systeme sensibilisieren. Im Nachlass von Friedrich Zawrel


fanden
sich rund 1000 persönliche Briefe von Jugendlichen, die sich bei


Friedrich
Zawrel für Vorträge bedankten.


Für all
diese Schülerinnen und Schüler und viele andere Menschen ist


die
Benennung der Schule in der Hörnesgasse ein Tag der Freude und der


Erinnerung
an einen außergewöhnlichen Menschen. Nicht so für die


Wiener
FPÖ. Die FPÖ wollte die Schulbenennung nach Friedrich Zawrel


verhindern
und argumentierte mit Gerichtsurteilen, die teilweise vor


1945
getroffen wurden. Nun, in der Woche der Feierlichkeit, nennt der


Klubobmann
der Erdberger FPÖ, Werner Grebner, in einer Presseaussendung


Friedrich
Zawrel einen Verbrecher und führt längst getilgte Strafen


an. Aus
diesen Vorstrafen hat Friedrich Zawrel freilich nie einen Hehl


gemacht.
Zawrel trägt die größten Orden der Republik, er ist am


Ehrenhain
der NS-Justizopfer bestattet. Der Justizminister sprach bei


seinem
Begräbnis und entschuldigte sich für das Fehlverhalten der


Nachkriegsjustiz.
Zawrel hat nicht nur den NS-Arzt Heinrich Gross


überführt
und vor zehntausenden Schülern über die Greuel der NS-Zeit


referiert,
er hat auch seinen Fall offen und ehrlich geschildert.

Die
Beleidigungen gegen Friedrich Zawrel würden, lebte dieser noch,


wohl
einen strafrechtlichen Tatbestand (§ 113 StGB) erfüllen. Die


Vorgangsweise
der FPÖ, diese Beleidigungen nach dem Ableben Zawrels


öffentlich
zu verbreiten, halten wir für niederträchtig und feig. Sie


beleidigen
nicht nur das Andenken an Friedrich Zawrel, sondern auch


dessen
viele Freundinnen und Freunde, insbesondere unter der Jugend.


Wir
prüfen daher rechtliche Schritte.


Mag. Sandra Feichtinger, Psychologin

Dr. Winfried R. Garscha, Historiker

Mag. Nikolaus Habjan, Regisseur, Schauspieler

Dr. Veronika Hofinger, Kriminalsoziologin

Univ.-Prof. Dr. Mira Kadric-Scheiber

Dr. Florian Klenk, Journalist

Dr. Claudia Kuretsidis-Haider, Historikerin

Mag. Elisabeth Scharang, Filmemacherin, Journalistin

Dr. Oliver Scheiber, Jurist

Dr. Werner Vogt, Arzt, Publizist

Dr. Peter Zawrel, Kunstmanager

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