Er ging mit Karl Kraus in die Schule, führte beruflich wie privat ein bewegtes Leben und hat der Nachwelt einen beachtlichen Roman hinterlassen: Hugo Bettauers Buch Die Stadt ohne Juden wurde nach seinem Erscheinen 1922 über eine Viertelmillion Mal verkauft. Bettauer gelang elf Jahre vor der Machtübernahme Hitlers in Deutschland ein prophetischer Blick in die Zukunft. Im Roman beschließt die österreichische Regierung ein Gesetz, demzufolge alle Juden das Land zu verlassen haben. Die Lektüre vermittelt, ähnlich wie Schnitzlers zehn Jahre zuvor erschienenes Drama Professor Bernhardi, einen Eindruck von der Verbreitung und Intensität des damals herrschenden Antisemitismus. Die Sprache des Romans ist zeitlos, die Schilderungen des politischen Betriebs könnten auch die Gegenwart beschreiben.
Hugos Bettauers Roman wurde bereits 1924 verfilmt. Der Erfolg seines Werks wurde für den Autor zum Todesurteil. Hugo Bettauer wurde 1925 von einem Nationalsozialisten ermordet. Nach seinem Tod allzu rasch in Vergessenheit geraten ist der Autor Bettauer eine Wiederentdeckung wert.